Hallo,
auf DB0TEN kämpfen wir damit, dass die Nutzer sehr unterschiedlich laut klingen.
Ursache:
Manche ältere Geräte sind nicht auf Schmalband-FM eingestellt und machen zuviel Hub, die beliebten billigen China-Böller machen sehr wenig Hub, die Mikrofonverstärkung ist zu hoch oder zu niedrig eingestellt oder die Stimmen sind einfach sehr unterschiedlich. Man dreht ständig am Lautstärke-Regler. Mit diesem Problem stehen wir aber nicht alleine da, wie ich erfahren durfte.
Michael DK5HH hat daher vorgeschlagen, einen NF-Kompressor einzusetzen. Diesen Vorschlag habe ich in die Tat umgesetzt und kann sagen:
Es lohnt sich!
Ich habe mich dabei von seinem Vortrag "Aus der Hexenküche der SVXLink-Entwicklungen" (Interradio 2013) inspirieren lassen.
Bevor man den Kompressor zum Einsatz bringt, sollte man mit Hilfe des "alsamixer" und des eingeschalteten "peakmeter" eine verzerrungsfreie NF einstellen. Danach kann es losgehen:
Zunächst muss man die Bibliothek der LADSPA-Plugins erweitern, da sie i.d.R. nicht zur Standard-Installation der verschiedenen Linux-Distributionen dazu gehört. LADSPA steht für "Linux Audio DSP Application".
apt-get install swh-plugins
Damit werden die notwendigen Dateien nachgeladen. Das kann eine Weile dauern.
Anschliessend ist eine Datei "asound.conf" zu erstellen, die am einfachsten im Verzeichnis /etc abgelegt wird. Damit gilt sie global für alle User des Systems.
Vorschlag/Inhalt:
pcm.AMP1 { type plug; slave.pcm "Komp10"}
pcm.Komp10 { type ladspa; slave.pcm "plughw:0.0";
path "/usr/lib/ladspa"; plugins [ { id 1913; input { controls [ 10 -1.0 2.5 ] } } ] }
# controls: 10 dB-Verstärkung, Limit -1,0 dB, Releasetime 2,5 sek für moderate Wirkung
# für aggressiveren Sound Verstärkung erhöhen und Releasetime verkürzen. Nicht übertreiben!
Bitte genau auf Gross/Kleinschreibung und die Verwendung der korrekten Anführungszeichen achten. Wenn man die Datei mit Hilfe einer externen Textverarbeitung erstellt, hat die häufig zuviel Intelligenz und baut dort Anführungszeichen nach deutscher Grammatik und andere Nettigkeiten ein. Ich weiss, das sind eigentlich Anfängerfehler, aber sie sind nicht nur mir passiert.
Falls die Syntax der Datei "asound.conf" einen Fehler enthält, lässt sich anschliessend der "alsamixer" nicht mehr aufrufen. Mit dem "alsamixer" stellt man die Ein- und Ausgangspegel der verwendeten Sound-Karte ein.
Als letzter Schritt ist ein Eintrag in der svxlink.conf notwendig, mit dem der Kompressor aktiviert wird.
Dazu sucht man sich dort die Rubrik für den TX und ersetzt die Zeile
AUDIO_DEV=alsa:plughw:0
durch
AUDIO_DEV=alsa:AMP1
Nach Beendigung und Neustart von svxlink ist der Kompressor aktiv.
Seine Wirkung sollte man bereits bei der automatischen Ausgabe der Kennung bemerken können, die nun etwas lauter erscheint.
Falls es ein Problem gibt, lässt sich das Relais zwar auftasten, es bleibt aber ansonsten stumm. Die Ursache ist i.d.R. in der Datei "asound.conf" zu suchen. Sollte man nicht gleich drauf kommen, einfach die Änderung in der svxlink.conf wieder rückgängig machen und in Ruhe suchen.
Parameter:
Wenn man die Verstärkung über 10 dB anhebt, wird man vom Relais "angebrüllt". Für Mobilisten ist das OK, zu Hause klingt es aber unangenehm.
Die Mikrofonverstärker in den Funkgeräten sind nach meinen Erfahrungen auch nicht vollständig linear. Im Bereich der maximalen Aussteuerung neigen sie zu Verzerrungen. Bei unserem MC micro durfte ich das Limit von -1 dB nicht überschreiten, sonst kratzte die NF deutlich. Eine zu kurze Releasetime erzeugt ein unangenehmes Pumpen der NF.
Praxis:
Wenn alles gut läuft und die Parameter in der "asound.conf" moderat eingestellt sind, bemerken die meisten Anwender den Einsatz des Kompressors in der Praxis gar nicht.
Der gewünschte Effekt ist jedoch vorhanden. Die Lautstärke-Differenzen werden gut ausgeglichen, alle Stationen klingen ungefähr gleich laut, ohne dass es zu Verzerrungen kommt oder die NF pumpt.
Was will man mehr?