Remote Station mit svxlink?

  • Hallo zusammen,
    ich bin gerade dabei, mich in das Thema "svxlink" einzulesen. Dabei ist die Frage aufgetaucht, ob man das System auch für die Fernsteuerung einer Remote-Amateurfunkstation (also Übertragung von RX-NF, MIC-NF sowie diverser Steuerkommandos) via Internetverbindung verwenden/konfigurieren kann.


    Ist so ein Anwendungsfall realisierbar? Oder habe ich mich da von den Begriffen NetRX und NetTX in die Irre führen lassen? :roll:
    Möglicherweise ist ja auch ein anderer Softwareansatz hierfür besser geeignet, wie z.B. "RemAud" Client/Server von DF3CB. Leider gibt's hier nur wenig Möglichkeiten zur Übertragung von Steuersignalen (von DTMF mal abgesehen) und außerdem ist die Software "closed source"...


    Vielen Dank im Voraus für eure Antworten

  • Hallo Josef,
    der Remote-Betrieb funktioniert mit SvxLink einwandfrei.


    Du benötigst zwei Systeme mit SvxLink, z.B. auf Raspberry Pi. Am fernen Ende muss zusätzlich eine CAT-Steuerung installiert werden, z.B. FLDIGI/FLRIG. Auf einem der beiden Raspi wird zusätzlich ein SvxServer bzw. SvxReflector installiert.


    Am steuernden Ende ist nicht zwingend ein TRX erforderlich, Rx1 kann auch ein PTT-Mikrofon sein, Tx1 eine Aktivbox.


    Am fernen Ende verwende ich ein Yaesu FT-817. Die Audiosignale RX und Tx, PTT und SQL werden an der Packet-Buchse abgegriffen und von SvxLink verwaltet. Die CAT-Steuerung erfolgt unabhängig von SvxLink durch die CAT-Software.


    Die beiden SvxLink-Instanzen werden so konfiguriert, dass sie sich automatisch am SvxServer bzw. SvxReflector anmelden. Damit überträgt Tx1 die Signale von Rx2, PTT1 wird durch SQL2 aktiviert und Tx2 überträgt Rx1, SQL1 steuert PTT2.


    Auf svxlink.de findet man noch eine Konfiguration „ RemoteTRX“, auch ich habe mich damit abgemüht: https://svxlink.de/?page_id=2735 . Inzwischen gibt es die neueren Server-Varianten, sie sind für meinen Anwendungsfall (FM-Simplexbetrieb) vielseitiger und weniger umständlich.


    73, Matthias

  • Hallo Matthias,


    vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
    Nachdem das bei dir ja schon erfolgreich in Betrieb ist:
    - Mit welchen Latenzzeiten ist da bei der Audioübertragung zu rechnen?
    - Welcher Audiocodec wird da verwendet und wie ist die Qualität? (ist z.B. ja bei Echolink nicht so umwerfend...)


    Ich habe da an meinem Remote-Standort ebenfalls nur eine kleine (uralte) FM-Simplex-Station stehen (ICOM IC-240 aus dem Jahre 1978; war mein erstes Funkgerät und ist nicht kaputt zu kriegen... ;) ). Die hat natürlich auch noch kein CAT- oder CI-V-Interface, aber da kommt ein kleines Eigenbau-Interface auf Arduino-Basis zum Einsatz. Bis zur Realisierung bei mir muss ich allerdings noch viel über svxlink lernen, um das Konzept richtig zu verstehen. Kannst du da vielleicht was zum Lesen empfehlen?

  • Hallo Josef,


    zu den Latenzzeiten kann ich keine konkreten Aussagen machen. Sie hängen ab vom Übertragungsweg zwischen den beiden Endstellen, bzw. der Anzahl der dabei durchlaufenen Netzelemente im Backbone des Providers und der verwendeten Zugangstechnik (IP-basiert, alter ADSL-As auf ATM-Basis, UMTS). Ein einfacher Pingtest ergibt für mein VPN Bremen - Fehmarn im Mittel 32ms.


    Auch Parameter in der svxlink.conf wie z.B. SQL_TAIL_ELIM können Latenzen zusätzlich zu den reinen Rechenzeiten des Svx-Systems verursachen. Diese Zeiten sind insgesamt aber so kurz, dass ein sehr flüssiger QSO-Stil möglich ist. Auf eine Vox-Steuerung mit 1500 oder gar 2000 ms Hängezeit solltest Du also verzichten und ein SQL-Kriterium irgendwie aus dem Rx generieren (hat der IC-240 nicht eine Busy-LED? Da geht bestimmt etwas).


    Bei Echolink-Verbindungen zwischen SvxLink-Stationen wird der SPEEX-Codec verwendet. Die Qualität ist recht gut und mit Win-Echolink und GSM-Codec nicht zu vergleichen.
    Für die direkte Zusammenschaltung per SvxServer bzw. SvxReflector sollte man den OPUS-Codec einsetzen. Die Qualität ist dann so hoch, dass der QSO-Partner am fernen Ende vermutlich keinen Unterschied zum direkt besprochenen TRX feststellen wird – es sei denn, er nimmt die etwas schärferen NF-Filter des SvxLink-Systems war.


    73, Matthias

  • Ich denke, dass bei den Latenzzeiten unter 100 ms liegt nicht wirklich ein Problem ist. Schwierig wird es meist erst dann, wenn man versucht, sich testweise selber abzuhören...
    OPUS ist ein erstklassiger Codec (soweit ich mich erinnern kann wurde bei der Entwicklung auch speziell auf niedrige Codec-Latenzen geachtet). Ich habe damit schon in Zusammenhang mit "portabler Musik" experimentiert (bin dann aber auf Grund von Hardware-Support bei MP4/AAC hängen geblieben); man erreicht schon bei relativ niedrigen Bitraten Transparenz. Für die Sprachübertragung von 300 Hz - 3 kHz schon fast "overkill". Aber es soll ja so gut wie möglich klingen.


    Ist bei dir an beiden VPN-Enden jeweils ein Raspi im Einsatz? Oder gibt's von svxlink auch x86 binaries, die man auf dem Notebook unter Windows betreiben könnte?
    Welche USB-Soundkarte ist da empfehlenswert? Und ist dir vielleicht noch was Empfehlenswertes zum Lesen über svxlink eingefallen?

  • Hallo Josef,


    Svxlink läuft unter Linux, mit einem reinen Windows-Rechner kommst Du nicht weiter.
    Pi und Co verbrauchen wenig Strom und sind für den Dauerbetrieb gut geeignet. Ein größerer Rechner, der sich über das Netz ein- und ausschalten lässt, geht auch.
    Angeblich funktionieren auch chinesischen Soundkarten der 1€-Klasse am Raspi. Ich verwende 2 ältere Soundblaster-Sticks aus dem Fundus und eine TerraTec Aureon mit Line Ein- und Ausgängen. Einfach ausprobieren.
    Wenn Du die umfangreichen Beschreibungen und Anleitungen auf https://svxlink.de/ durchgearbeitet hast, sollten 80-90% Deiner Fragen geklärt sein. Probleme bei der Realisierung haben auch andere vor Dir gehabt und hier im Forum diskutiert und gelöst. Warum in die Ferne schweifen...


    73, Matthias