Amateurfunkbetrieb und elektromagnetische Störungen
Beurteilung von Funkstörungen, die Vorgehensweise, mögliche Maßnahmen zu ihrer
Minderung und weitere Informationen.
(Informationen zusammengestellt von Heinz Plate, DL2DAP, eMail: plate.dl2dap@t-online.de)
Definition, Entstehung, Ausbreitung und Auswirkungen
Als Funkstörungen werden unerwünschte elektromagnetische Störaussendungen
bezeichnet, die den Funkempfang oder andere elektronische Geräte stören.
Dabei wird grundsätzlich zwischen leitungsgeführten Störungen („Störspannung“)
und feldgebundenen Störungen („Störstrahlung“ bzw. „Störfeldstärke“) unterschieden.
Um Funkstörungen zur vermeiden, müssen alle „Geräte“ entsprechend der Definition
der EMV- Richtlinie 2014/30/EU die Anforderungen erfüllen und müssen deshalb mit
einem CE-Kennzeichen versehen sein, bevor sie in den Verkehr gebracht werden dürfen.
Sie müssen nach dem Stand der Technik so entworfen und gefertigt sein, dass die von
ihnen ausgehenden elektromagnetischen Störungen keinen Pegel erreichen, bei dem ein
bestimmungsgemäßer Betrieb von Funk- und Telekommunikationsgeräten oder anderen
Betriebsmitteln nicht möglich ist (§ 4 Abs.1 EMVG 2016).
Darüber hinaus müssen sie gegen die bei bestimmungsgemäßem Betrieb zu erwartenden
elektromagnetischen Störungen hinreichend unempfindlich sein, um ohne unzumutbare
Beeinträchtigung bestimmungsgemäß arbeiten zu können (§ 4 Abs. 2 EMVG 2016).
Funkentstörung ist die Minderung dieser Störungen meist unter die Grenzwerte, die in
den relevanten Normen festgelegt sind bzw. bei konkreten Störfällen soweit, dass die
bestimmungsgemäße Funktion der betroffenen Geräte wieder hergestellt ist.
Liste der fachlichen Schwerpunkt / Problem-Themen - Stand: Juli 2022
(Informationen als Anlage bzw. auf Anforderung bei mir per eMail)
- BEMFV-
Anzeigeverfahren durch den Funkamateur zur Information
- EMV- Störungsbearbeitung und Störfall-Problematik bei Konflikten
- Photovoltaik, Schaltnetzteile u. Energiesparlampen, PLC (“Breitbandstörer“)
- Breitbandnetze (TV-Kabel u. Internetzugang) VDSL 2 - Störungen
- Windkraft- Anlagen - EMV und Störungen
- WPT (EV) KFz. - Ladetechnik und EMV- Störungen
Zielstellung bei den Schwerpunkten:
- Prioritäten im EMV- Referat (DARC und Distrikt) abstimmen und festlegen
- EMV/U-relevante Kriterien zielgenau erfassen und bewerten
- Qualität der Berechnungen und Ergebnisse bei reproduzierbaren Messergebnissen
- Akzeptanz bei allen Beteiligten / Betroffenen bei den festgestellten Ergebnissen
- Effektivität für den Amateurfunkdienst und störungsarmen Funkbetrieb
- Verantwortliches Handeln der Beteiligten in den DARC- Fachreferaten bzw. Distrikten
Voraussetzungen zur Umsetzung:
- Konzentration auf die Schwerpunkte “Hilfe zur Selbsthilfe“
- Besondere Fachkenntnisse (Gesetze, Richtlinien, Standards/Normen)
- Technischer Sachverstand zur allgemeinen EMV/U-Thematik
- Umfangreiche EMV/U-Fachkenntnisse in Technik und Messpraxis
- Engagement, Motivation und Teamarbeit mit Informationsaustausch
- Priorität nach Aktualität aus Gesetzen/Verordnungen/Regelungen der Behörde
- Klare Trennung zwischen “Erfordernis/Gewünscht “ und “Politisch/ Fachlich“
und Eckpunkte festlegen (ggf. Einzelfallbetrachtung)
- Checkliste bei Störungsbearbeitung Amateurfunk (sinnvoll ?)
- Folgemaßnahmen bei Kollision & Widerspruchsverfahren der Behörde
(“Einzelfallbetrachtung“)
- Erkenntnisse und Perspektiven für das weitere Vorgehen
Schutzanforderungen der Funkdienste unter Berücksichtigung der EMV-Normung
und die Funkverträglichkeit.
Funkverträglichkeit und EMV- Normung behandeln im Grundsatz dasselbe Phänomen –
die physikalisch - technischen Eigenschaften und Auswirkungen elektromagnetischer Wellen.
Funkschutz
Grundsätzlich gibt es zwei Richtungen aus denen Funkschutz zu realisieren ist.
Dies betrifft zum einen den a. Schutz vor Nutzaussendungen des gleichen oder
von anderen Funkdiensten (Funkverträglichkeit) und zum anderen den b. Schutz
vor unerwünschten Störemissionen von Geräten und Anlagen jeglicher Art (EMV).
Breitband-Störung
Eine Breitband-Störung liegt vor, wenn entweder
- durch eine stoßartig verlaufende elektrische oder magnetische Zustandsänderung
(z. B. Schaltvorgänge, Schaltnetzteile, Funkenentladungen) ein kontinuierliches Spektrum
entsteht, das sich nicht in einzelne Schwingungen (Spektrallinien) zerlegen lässt.
- oder durch langsam (niederfrequent) aufeinander folgende, impulsförmig verlaufende
Vorgänge (z.B. Gasentladungen, Kollektormotoren), ein diskontinuierliches Spektrum
eng benachbarter Schwingungen (Spektrallinien) entsteht.
Diskrete Störungen (Schmalbandstörung)
Diskrete Störungen sind Funkstörungen auf diskreten Frequenzen, die durch periodisch
ablaufende elektromagnetische Vorgänge verursacht werden.
Funkempfangs- Störung
Hochfrequente Störung des Funkempfangs
Sie liegt vor, wenn unerwünschte elektromagnetische Schwingungen im hochfrequenten
Empfangskanal einer Funk-Empfangsantennenanlage oder eines Funkempfängers
zusammen mit dem Nutzsignal über die Antenne bzw. den geräteseitigen Antenneneingang
aufgenommen werden und die Wiedergabe des Nutzsignals erkennbar beeinträchtigen.
Mindestnutz-Feldstärke
Feldstärke, die mindestens erforderlich ist, um einen befriedigenden Empfang zu erreichen.
Störabstand
Verhältnis zwischen Nutzleistung und Störleistung.
Der Bezug erfolgt entweder auf das Verhältnis zwischen
a) Nutzaussendung/störende Aussendung bzw. Nutzaussendung/störende AusstrahIung
oder auf das Verhältnis zwischen
b) NF-NutzsignaI / NF-Störsignal
Störfeldstärke (Gemäß Wiener Vereinbarung 1986)
Feldstärke einer fremden Aussendung, die ihre maximal zulässige Feldstärke für 50%
Orts- und 10% -Zeitwahrscheinlichkeit überschreitet.
Störende Aussendungen, die diese Feldstärken überschreiten, verursachen per Definition
schädliche Störungen. Störende Aussendungen, die darunter liegen, verursachen zulässige Störungen.
Höhe der Messantenne an der politischen Grenze: 10m.
Höhe der Messantenne an der Versorgungsgrenze: 3 m.
Störgeräusch (man-made-noise)
Von der Antenne aufgenommenes Störgeräusch, welches durch den Betrieb
elektrischer/elektronischer Geräte/Anlagen/Systeme sowie durch Sendefunkstellen verursacht wird.
Das natürliche Rauschgeräusch (athmospharic noise) gehört nicht hierzu.
Bezug zur EMV:
Eine Erhöhung des man-made-noise zieht eine meist nicht realisierbare Erhöhung der
Leistungen von Sendefunkstellen nach sich, um den (für die jeweils zu übertragende
Nachricht) erforderlichen Störabstand bei gleicher Bandbreite sicherzustellen.
Störung siehe auch RR Nr. 160
Auswirkung einer durch eine Aussendung, Ausstrahlung oder Induktion (oder durch eine
Kombination dieser) entstehenden unerwünschten Energie auf den Empfang in einem Funksystem.
Diese Auswirkung macht sich durch Verschlechterung der Übertragungsgüte
durch Entstellung oder Verlust von Nachrichteninhalt bemerkbar, welcher bei Fehlen dieser unerwünschten
Energie verfügbar wäre.
Die Nutzung dieser Ressource wird nicht nur durch Funkanlagen des eigenen und anderer
Funkdienste und deren Störemissionen, sondern auch durch die sonstige EMV- Umwelt beeinflusst.
Störaussendung (EMI electromagnetic interference - Funktionsminderung einer Einrichtung durch
elektromagnetische Störgrößen / RFI radio frequency interference - Minderung der Empfangsqualität
eines gewünschten Signals durch hochfrequente Störgrößen):
“Grenzwerte gelten für leitungsgebundene (terminal) und abgestrahlte Emission (radiated)
Störstrahlung nach Internationale Normen CISPR“ z.B. CISPR22 / EN55022 (EN55032).
Auch hier ist zu beachten, dass die Grenzwerte für die abgestrahlte Emission auf eine
Messentfernung von 3m umgerechnet sind. Generell schreibt die CISPR Pub. 22-Regelung
eine Messentfernung von 10m vor.
Was sind die häufigsten Störquellen? ist als PDF-Datei beigefügt.
(Informationen als Anlage bzw. auf Anforderung bei mir per eMail)
vy 73, Heinz DL2DAP