ENAMS, Etablierung eines Systems zur flächendeckenden Bewertung der elektromagnetischen Umwelt

  • https://www.darc.de/mitgliedschaft/mitgliedschaft-pro/

    https://piandmore.de/de/conference/par19/schedule/event/6466

    Das ENAMS= Electrical Area Noise Monitoring System dient zur Langzeit-Beobachtung des Störpegels (man-made und natürlich) im Frequenzbereich von 100kHz bis 30 MHz. Es besteht aus 50 Empfängern auf Basis Red Pitaya SDR, kalibrierten aktiven Vertikalantennen mit bekanntem Wandlungsmaß zur Ermittlung der absoluten Rauschpegel gemäß ITU-R P.372-13, sowie einer zentralen redundanten Datenbank, die die Empfangsstationen nach den Kategorien "ländlich, Wohngebiet, städtisch und Industrie / Wohn-Mischgebiet" aufteilt. Die Messungen erfolgen alle 10 Minuten und werden offline nach verschiedenen Kriterien ausgewertet. Das System überwacht sich selbstkalibrierend permanent. Die Einsatzdauer ist für mindestens 5 Jahre geplant, um die langzeitige Entwicklung des allgemeinen Störpegels zu erfassen.

    Kann hier jemand etwas zum aktuellen Stand des Projektes sagen?

    73 Thomas, DH1TS

  • Die technische Seite stand mal in einer cqDL. Ansonsten habe ich mich nicht sehr damit beschäftigt. Am Rande der MV im November habe ich zufällig erfahren, daß wohl die Standortauswahl nicht ganz so easy ist. Problem: die Kategorien "ländlich, Wohngebiet, städtisch und Industrie / Wohn-Mischgebiet" (aus Deiner zweite Link) müssen, um internationalen Standards gerecht werden, einigermaßen gleichmäßig verteilt werden. Das wird man aber auch erst nach Messungen einordnen können. Ich halte die Aktion schon für sinnvoll. Aber das sind dann so Probleme, wo man im ersten Moment nicht dran denkt.


    Es kommt ja rein meßtechnisch noch einiges zusammen: Freifläche, Internetanschluß (EMV-frei ??)........ Ob uns das was hilft, ist die nächste Frage. Andererseits können wir nicht dauernd über HF-Umweltprobleme reden, wenn wir keine Fakten auf den Tisch legen können.


    Soweit mein (unmaßgeblicher) Kenntnisstand. Wieviel Meßstellen aktuell laufen, muß ich passen.

    73 Peter

  • Danke für die Info Peter. Bedauerlich, dass sich bei 34.000 Mitgliedern in über 1.000 Ortsverbänden keine 50 geeigneten Standorte finden lassen. Wäre doch schade, wenn ein so ambitioniertes und auch für die Außenwirkung des Amateurfunks wichtiges Projekt scheitert.


    73 Thomas, DH1TS

  • Hallo Thomas,

    vielleicht sehe ich es etwas zu kompliziert, aber ....... wir haben im DARC eine ziemliche Streuung der Mitglieder. Das kannst Du am leichtesten anhand der Bevölkerung von DL nach vollziehen. Ich hatte das 2014 schon mal an den Vorstand in einem Re-Org. Vorschlag (einfach als mal Idee 24 Distrikte zu reduzieren) vor gebracht. Ich lade einen Auszug (PDF, Nachtrag zum MV-Vortrag) mal hoch.


    In den Ballungsgebieten sitzen mit Sicherheit mehr Funkamateure, in den alten Bundesländern gibt es kaum Ballungsgebiete, bzw. nur kleine Flecken (Berlin, Dresden, ...). Dafür kriegst Du in den (westlichen) Ballungsgebieten aber kaum "ländliche Umgebung". Es geht ja nicht nur darum, wer gerne möchte, sondern er muß auch noch an der richtigen Stelle sitzen, wenn alles verwertbar sein soll. Ich habe auch noch nie nachgefragt, wie weit muß die Meßstelle denn von einer Amateurfunkstation weg sein ?? Wenn die neben einem Dauer-Contester steht, was soll die dann noch messen ??


    Ich vermute mal (persönlich), daß es zwar an's Laufen kommt, aber sicher ebbes dauern wird, bis 50 Meßstellen "normgerecht" allen Ansprüchen genügen. Denk nur mal an die SDR.Geschichte, wieviel "hier" geschrieen haben, und es dann einfach versiebt haben (die Empfänger der SDR, der VO kann da m.E. wenig dafür).


    73 Peter


    PS die Link zu Destatis im PDF bitte komplett kopieren und pasten. (wegen Zeilenumbruch klappt direktes Anklicken nicht)

    Die Karten können auch nach Alter etc. eingeteilt werden, man sieht dann die Häufung der Oldies im Osten, bei der Jugend im Westen,

    das Leben ist kurz und ungerecht .... sieht man schon an der Verteilung :) . 73 von einem Gruftie im Westen :) .

  • DH1TS und auch allgemein: Hallo Thomas,

    ich habe jetzt doch mal ein paar Minuten gestöbert. Unter https://www.darc.de/der-club/distrikte/s/emv/ findest Du die Kriterien für den Antennenstandort. Auszug:

    Quote from ENAMS-Antenne

    Die Fläche des Erdnetzes beträgt ca. 35 qm, kann aber durch angepasste Verlegung der Radials auf bis zu 25 qm verkleinert werden. Die Antenne sollte frei von Gebäuden und hohen Bäumen stehen, so dass vom Verstärker aus alle Hindernisse weniger als 45 Grad hoch zu sehen sind........ Der Aufstellort der Antenne sollte nicht öffentlich zugänglich sein.

    Damit käme ich trotz knapp über 1.000qm Grund schon nicht mehr in Frage. Ich könnte fast alle Kriterien einhalten, bis auf die freie Abstrahlung >45° ab 1m Bodenhöhe. Ich weiß nicht, wieviel "Großgrundbesitzer" unter den Funkamateuren diese Bedingungen erfüllen können, bei mir ist es z.B. ein über 40 Jahre alter Baumbestand, der das verhindert. Dann wird mit etwa dreifacher Anzahl zu prüfender Standorte gerechnet (Sachsenrundspruch https://www.darc.de/fileadmin/…ikte/s/PDF_SRS/SRS441.pdf ), d.h. gute 150 Standorte sollten gemeldet sein und müssen geprüft werden. Ich denke, die Anzahl der möglichen Funkamateure wird da schon kräftig reduziert. Irgendwo freie Fläche anmieten wird wohl dann wegen dem "öffentlichen Zugang" scheitern.


    Soweit erst mal die technische Grundbedingung zum Standort. Dann kommt die "norm-politische": jetzt alles auf die ITU Gruppierung halbwegs gleichmäßig aufteilen, damit es international anerkannt wird. D.h. alle Gruppen gut durchgemischt und "gleichmäßig" verteilt.... Das Geschäft gehört definitiv zu den Arbeiten, die ich mir freiwillig nicht an's Bein gebunden hätte. Die reine Technik ist zwar nicht ganz ohne, aber durchaus lösbar - dazu haben wir qualifizierte Leute. Ich kann dem Referat nur die Daumen drücken, daß genügend Grundstücke gefunden werden und auch mitmachen. Es würden uns allen schon sehr nützen, wenn wir rechtskräftige Grundlagen hätten, um PLC und LED auf die Finger zu klopfen.


    Keine Hau-Ruck und fertig Aktion .....

    73 Peter

  • Hallo Peter,

    danke für Deine Ausführungen. Diese "harten" Standortkriterien waren den Projektverantwortlichen sicher bereits in der Planungsphase bekannt. Die Entscheidung für das Projekt und die Förderung durch die Mittel aus der Mitgliedschaft PRO ist sicherlich schon 2017 gefallen. Mittlerweile haben wir 2020. Die Hardware ist wohl fertig, es fehlen die Standorte. Das erinnert mich irgendwie an das einmal als "weltweit einmalig" angekündigte DARC WEBSDR Netz. Ich wünsche dem ENAMS mehr Erfolg. Sollte das Projekt ähnlich grandios scheitern wie das SDR Projekt, wäre die Außenwirkung für den Amateurfunk und den DARC als dessen einziger Interessenvertretung sicher fatal. Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit dürfte weder Behördenvertretern noch potentiellen Neumitgliedern zu vermitteln sein.

    73 Thomas, DH1TS

  • Hallo Thomas,

    ich glaube, das ist etwas zu hoch spekuliert. Die Idee zu Messungen ist sicher schon alt genug, aber ob in letzter Konsequenz an ITU-Anforderungen gedacht wurde ?? Wir- "Funkamateure" - sind schon sehr Technik-verliebt: da löten wir mal was zusammen und dann schaun wir mal. Die BNetzA - da müßte ich im Detail jetzt erst suchen - hat bisher lediglich an politisch heiklen Punkten gemessen (Schulen, Kindergärten, ....). Nachdem sie am BMWi hängt, sitzt sie zwischen vielen Stühlen. Jede Messung zum Basis-Rauschen geht gegen IoT, 5D+ und was sonst noch so lauert (LED verbreitet sich, PLC stirbt nicht), d.h. kollidiert mit der Wirtschaft. Die Politik eiert gerade so am ungestörten BOS und Flugfunk vorbei, mangels Wissen wird alles geglaubt, was Geld bringt. Ist OT, aber beim Diesel kommt immer mehr Betrug auf, wie jetzt das "Thermofenster", d.h. zur jetzigen kalten Jahreszeit wird abgeschaltet.


    Da ist eine Entwicklung parallel gelaufen, die in dieser Konsequenz m.W. niemand vorher sehen konnte. Sicher, wir haben genug, die immer schon alles vorher genauestens wußten, aber - immer die gleichen - die überspringe ich mal. Nachdem wir inzwischen praktisch Null Rechtsmittel in der Hand haben, ist es fast schon ein glücklicher Zufall, daß dieses Projekt (fast schon zu spät) angestoßen wurde, und ........... eben wegen des Erfolgsrisikos, nicht zu Lasten der allgemeinen Mitgliedschaft, sondern eben aus dem Sonderfond Mgl+ finanziert wird. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die komplette Hardware schon fertig ist (d.h. Stückzahl 50+), interessiert mich aber auch nicht.


    Ich bin jetzt mal etwas boshaft: das SDR-Projekt der DARC-SDR-Netzes ist ja nun mal "weltweit einzigartig", das kannst Du ja kaum abstreiten. :) :) . ENAMS kann eigentlich nicht scheitern, weil Meßstellen werden wir auf jeden Fall zusammen kriegen. Wieviel und ob wir eine Norm-Anerkennung kriegen, ist eher eine Zeitfrage. Das muß außer der Installation dann ja auch min. 2-3 Jahre gelaufen sein, um eine statistisch saubere Basis zu bekommen (d.h. evtl. auch gerichtsfeste Daten). Anders als SDR-RX-Netz ist das m.E. eine Langzeit-Geschichte, selbst wenn wir in einem Jahr 20-30 Meßpunkte laufen haben. Ich sehe das etwas ruhiger, aber das ist nicht mein Bier und ich lasse mich überraschen. Ich habe es ja schon geschrieben: das Projekt ist schon sehr ehrgeizig, ist notwendig, aber nicht so zack-zack durch zu ziehen. Im QRL hätte ich um so etwas einen großen Bogen gemacht (hat mir aber oft auch nichts genutzt, hi).


    73 Peter

  • Hallo Thomas & @all: der Anfang, schaun wir mal, wie verteilt wird, das wird sicher etwas Zeit brauchen. 73 Peter

    Quote from DARC aktuell (Home Page)

    ENAMS – Auslieferung der Serienanlagen hat begonnen

    Am 7. Februar übergab der ENAMS-Projektleiter Klaus Eichel, DL6SES, die erste ENAMS-Serienanlage an den Vorsitzenden des Vorstandes des DARC e.V., Christian Entsfellner, DL3MBG. Mit insgesamt 55 Anlagen dieser Art ermittelt der DARC e.V. damit in Deutschland den Grundstörpegel ITU-konform im Frequenzbereich von 100 kHz bis 31 MHz.


    Ziel ist es, die Veränderung des Grundstörpegels im Interesse des Amateurfunks, aber auch der Verbraucher, wie er durch zunehmenden Einsatz oft gar nicht oder nur mangelhaft entstörter elektronischer Geräte verursacht wird, aufzuzeigen. Auch kann der durch allgemeine Haushaltselektronik, oder z.B. durch PLC, VDSL und Schaltnetzteile erzeugte Störnebel gemessen und dessen Entwicklung dokumentiert werden. Das System ist für eine Einsatzdauer von mehr als fünf Jahren konzipiert. Die Abkürzung ENAMS steht für „Electrical Noise Area Monitoring System“ und beschreibt ein System zur flächendeckenden Bewertung der elektromagnetischen Umwelt. Es wurde durch die Fördermittel der Mitgliedschaft Pro aus dem Jahr 2018 finanziert. Weitere Informationen zum System können Sie in den folgenden CQ DL-Artikeln nachlesen: Christian Entsfellner, DL3MBG; Klaus Eichel, DL6SES: „Mess-System für elektromagnetische Störungen“, CQ DL 12/17, S. 15ff.; Jörg Logemann, DL2NI: „Aktive Empfangsantenne für ENAMS“, CQ DL 2/18, S. 49ff.