Warum es den Amateurfunk (noch) gibt

  • Was hat es mit Altersdiskriminierung zu tun, wenn man die Realitäten anspricht? Und Teil der Realität im Amateurfunk in Deutschland ist nun mal die von mir geschilderte Altersstruktur.

    Hallo Thomas,

    inwieweit weicht die Amateurfunk und/oder DARC Altersstruktur von der, der bundesdeutschen Bevölkerung ab, wenn man berücksichtigt, dass (sagen wir) unter ~10 jährige (oder besser unter ~16 jährige?) i.d.R. keine Funkamateure sind/werden? Ich meine früher konnte man unter 16 gar kein Funkamateur werden.

    Die Frage könnte eher lauten, warum sind die jungen (jüngeren) Funkamateure so wenig (im Vergleich zu den "Alten") wahrnehmbar?

    Wir können dieses Thema gerne noch zig mal drehen und Du könntest Amateurfunklizenzen zum Ausschneiden auf der Rückseite von Cerealienpackungen unter das Volk streuen. Es wird an Deiner wahrgenommenen Realität nichts ändern.

    Mit einem Blick nach Großbritannien kann ich nicht erkennen, dass sich trotz Foundation Klasse (seit 2003!) irgendwas signifikant im Vergleich zu DL geändert (oder gar verbessert) hat. Außer man erfreut sich an nichtssagenden Statistiken von vergebenen Rufzeichen ohne nennenswertes "Leben" (in Bezug auf die Bandbelebung).

    BTW: Geh' mal auf einen Modellflugplatz und sieh dich dort um ...

    73 Karsten

  • Nach der BNetzA Statistik (31.12.2016, im Netz abrufbar) sind 1832 von 65099 OP-Lizenzen (= liz. Funkamateure) im Alter von 11 bis 30 verzeichnet. Das sind 2,8%.

    Wenn auf einem Teich mit Seerosen 100 Frösche hocken und eine beliebige größere Menge davon quakt, wird es kaum festzustellen sein, ob die 3 Youngster unter ihnen mit gequakt haben oder nicht. Selbst wenn man die drei rot anstreicht.

    :) 73, Peter

  • Wenn auf einem Teich mit Seerosen 100 Frösche hocken und eine beliebige größere Menge davon quakt, wird es kaum festzustellen sein, ob die 3 Youngster unter ihnen mit gequakt haben oder nicht. Selbst wenn man die drei rot anstreicht.

    Wenn in einem Symphonieorchester fast alle perfekt Geige spielen, aber ein Entry-Level-Geiger den falschen Ton erwischt, tut das in den Ohren weh ... ;)

    Jaja, Vergleiche hinken ... 8)

    73 Karsten

  • Wenn in einem Symphonieorchester fast alle perfekt Geige spielen, aber ein Entry-Level-Geiger den falschen Ton erwischt, tut das in den Ohren weh ...
    Jaja, Vergleiche hinken ...

    Deshalb habe ich ja auch Frösche genommen. Im Symphonieorchester sitzen i.d.R. nur Profis und keinen Amateure. Wenn Du das mit 15 OV-Mitglieder versuchst, kannst Du sicher bei einer 3-stimmigen Partitur 10stimmig vorführen.

    OT: wir haben vor Jahren mal in München so um die 200-300 Zithern zusammengebracht und öffentlich (auf einen Platz unter freiem Himmel) aufgespielt. Ich habe das auf CD und schicke Dir das mal, wenn die File nicht zu groß ist. Es war echt lustig, vor allem Melodie vs. Dirigenten-Bemühen. Aber ein Kontest-Sonntag auf 20m ist nix dagegen (da waren wir besser) , da fallen die 3 jungen Frösche todsicher nicht auf.

    Schönen Sonntag noch, 73 Peter

  • Aber ein Kontest-Sonntag auf 20m ist nix dagegen (da waren wir besser) , da fallen die 3 jungen Frösche todsicher nicht auf.

    Mehr oder weniger schlechte Zitherspieler verändern jedoch den Gesamteindruck. So gesehen wird der Vergleich stimmiger.

    73 Karsten

  • Und wenn sich gar keine Leute mehr für das Zitherspiel begeistern, werde ich irgendwann gar keine Zithermusik mehr haben - natürlich auch keine schlechte!

    Ist es das, was wir wollen? (Ich jedenfalls nicht!)

    73, Alfred, OE5AKM

  • Ich fahre jetzt zum UKW-Kontest mit DL0AC auf den Weißen Stein (JO30EJ, 690m ü NN) in die Eifel. Da treffen sich zwei Hände voll OM zwischen Mitte 20 und Anfang 70, old men ;) zwecks gemeinschaftlicher Ausübung einer besonderen Spielart unseres seltsamen Hobbys. OFF-Shack sozusagen, aber mit Stromanschluss. Besucher sind uns herzlich willkommen.

    73 de Thomas, DH1TS

  • 10 gutgelaunte Old Men, zwischen 24 und 75 hatten wieder viel Spaß beim Auf- und Abbau der Station, beim Funkbetrieb, beim Fachsimpeln, bei den Diskussionen über Gott und die Welt, am Grill und bei Abendessen und Frühstück im Hotel. Treffpunkt Samstagvormittag um 11 Uhr am Aussichtsturm.

    Unser Equipment: KWTX > Transverter > homemade 600Watt Mosfet-PA > 4x 4-fach Quad. Der KWTX steht in der Holzhütte am Fuß des Aussichtsturmes, der Rest steht wettergeschützt oben im Turm. Die umschaltbaren Antennen werden außen am Geländer angebracht. Für den Materialtransport benutzen wir einen handbetriebenen Schrägseilaufzug. Lediglich die Kiste mit PA und Transverter gelangt zu Fuß auf den 30m-Turm. Da bedauert man jedes überflüssige Kilo, das man am Körper mit sich die vielen Stufen hochschleppt.

    Beim SWR-Check der Antennen kam dann OM Murphy unangemeldet zu Besuch: mehrere Antennen zeigten ein nicht mehr tolerierbares SWR. Die Suche nach der Ursache ergab zunächst Feuchtigkeit in den Anschlussdosen der Antennen, also alle Antennen wieder demontiert, die Dosen an allen Antennen aufgeschraubt, kontrolliert und getrocknet. Danach war das SWR aber leider noch immer bei zwei Antennen nicht akzeptabel. Also Koaxkabel und Stecker prüfen. Kontaktproblem an zwei N-Steckern. Dabei waren die Kabel noch am Vorabend ohne Beanstandung vom Kabelverantwortlichen durchgemessen worden. Ersatzkabel auf den Turm holen, einbauen und SWR checken, endlich alles ok, dachten wir. Beim Testen des 4-fach-Antennenumschalters war OM Murphy dann wieder zu Besuch, ein Relais schaltete nicht, ausgerechnet unsere Vorzugsrichtung nach Südosten. Ursache diesmal: eine fehlende Schraube, natürlich mit nichtmetrischem Gewinde, daher leider auch kein Ersatzteil vor Ort, also Behelfslösung suchen, finden und für den nächsten Kontest einen baugleichen Ersatzschalter einplanen. Redundanz kann nicht schaden. Mittlerweile war es 16:45 Uhr und wir endlich in der Luft.

    Der Kontest lief dann weitgehend störungs- und stressfrei, abgesehen von einer nachhaltig splatternden belgischen Station in Botrange, bei eher durchschnittlichen Bedingungen und zumindest am Samstag bei sehr schönem Wetter.

    Kein Betrieb in der Nacht zwischen 1:30 Uhr und 4 Uhr, alte Männer brauchen Schlaf. Ab 4 Uhr war unser Youngster in flottem CW aktiv und konnte den Schnitt deutlich anheben. Für mich begann die Frühschicht um halb 7, um halb 10 gab es Frühstück mit den Freunden im Hotel.

    Am Ende stehen mehr als 400 Verbindungen im Log, ODX über 900km, 14 erreichte Länder und im Schnitt knapp 300km pro Verbindung überbrückt. Betrieb an Mikrofon und Taste haben letztlich nur fünf der 10 beteiligten OM gemacht. Die anderen fünf waren für das Gelingen der Aktion aber genauso wichtig.

    Der Abbau lief reibungslos und trocken ab, nach etwas mehr als einer Stunde war das gesamte Equipment verstaut, dann setzte leichter Nieselregen ein. Im Juli und September werden wir wieder von dort aus qrv sein.

    73 de Thomas, DH1TS

  • Conteste sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich der Amateurfunk versucht, selbst am Leben zu erhalten.... die soziale und gruppendynamische Komponente ist natürlich ein Wert für sich, allerdings einer, der sich einfach aus einem gemeinsamen Interesse speist. Und das findet sich realistisch betrachtet in nahezu jedem Hobby wieder. Nochmals ausgeprägter finden sich diese Komponenten im Bereich ehrenamtlicher Tätigkeit wieder, hier finden sich einfach keine Besonderheiten des Amateurfunks gegenüber andern Hobbies wieder.

    Das reicht aber eindfach nicht, um die in Karstens Eröffnungsbeitrag genannten besonderen Verdienste und Anspruch es Amateurfunks als experimenteller Funkdienst zu erhalten... man kann nun sagen, so ein Contest ist ein großangelegter Versuchssendetag mit Notfunkkomponente, was aber allenfalls reicht, um komplett unbekümmerte zu täuschen, denn so richtig Spannendes ist dann doch Mangelware ...in erster Linie wird bekanntes zur Wellenausbreitung bestätigt und ein geplantes Contestweekend hat mit einem zufälligen Notfunkeinsatz ungefähr soviel gemeinsam wie der offene Tag der Feuerwehr mit mit dem wirklichen Leben...

    Triebfeder des Amateurfunks ist und bleibt die Neugierde der den Afu betreibenden... und aus deren Erkenntnisse fallen dann auch die Erkenntnisse ab, die die eines Kegelclubs oder eines Gesangvereins übertreffen und letztendlich das eine oder andere Privileg für den Amateurfunkdienst sichern helfen.

    Und hier schlägt sich dann eben auch die Alterstruktur nieder.. mal was anders machen, mal vom Pfad des bewährten abweichen, das undenkbare denken, oder einfach nur die Erfahrungen und Erkenntnisse der Alten schlicht zu ignorieren und es trotzdem zu versuchen, was bislang als nicht machbar galt... all das sind Eigenschaften, die man wohl ehe bei der Jugend sieht als bei den Rentnern..

    Im Alter greift man sehr gerne auf gemachte Erfahrungen zurück... rechnet hoch und beurteilt auf Grund der Lebenserfahrung... da wird dann deutlich mehr an Aktionen und Ideen vor der Ausführung verworfen, als es ohne diese Erfahrungen der Fall gewesen wäre...

    Im Contest weiß man einfach nach ein paar Runden, wann pennen mehr bringt als Streichhölzer in den Ohren :) ... was statistisch richtig ist, kann aber im Einzelfall grandios schief gehen... was man ja auch noch erinnert aus der Zeit, wo man 24 h Conteste 24 h an der Station verfolgte... und da waren eben noch deutlich weniger als 30 Kerzen auf dem Geburtstagskuchen.

    Solange der Amateurfunk nicht aufhört, neue Erkenntnisse für Einzelne zu liefern, bleibt er spannend für den Einzelnen und lohnend für die Gesellschaft, was letztendlich seinen Fortbestand sichern hilft.

    Jede geringer die Einstiegshürden ausfallen, desto weniger Freiheiten hat man beim experimentieren.. auch wenn man sich da auch den DARC verlassen kann, der ja gerne einmal die Möglichkeiten erweitern möchte um so zu dokumentieren, dass jeder Amateurfunker ist ...aber eben kein Funkamateur.. denn dem hilft erlerntes und erarbeitetes Wissen dabei, aus dem Hobby mehr zu machen als ein nicht mehr zeitgemäßes Kommunikationsmittel.

    Amateurfunk meint eben auch, im Grenzbereich des Möglichen zu schaffen... hier lebt der Afu weiter und nicht im S 9 ++ Lattenzaun von JST65 Signalen auf Kurzwelle...

    73 de Olaf / DL5YBZ

  • ... Funkamateur.. denn dem hilft erlerntes und erarbeitetes Wissen dabei, aus dem Hobby mehr zu machen als ein nicht mehr zeitgemäßes Kommunikationsmittel.

    Schön gesagt und genau so ist es. Wäre es anders, wären die einfachst "Lizenzen", die es ja schon in einigen Ländern gibt, erfolgreich. Deshalb kann, sollte und wird der Amateurfunk nur als "Nische" für Technik-Nerds überleben. Dazu bieten Conteste natürlich hervorragende Gelegenheiten das erworbene Wissen zu testen. Also als Experimentierfeld über die genannten Aspekte (Gruppendynamit/Notfunk) hinaus.

    73 Karsten

  • Paul Watzlawick:
    Wenn Du immer wieder das tust, was Du immer schon getan hast, dann wirst Du immer wieder das bekommen, was Du immer schon bekommen hast.
    Wenn Du etwas Anderes haben willst, musst Du etwas Anderes tun!
    Und wenn das, was Du tust, Dich nicht weiterbringt, dann tu etwas völlig Anderes, statt mehr vom gleichen Falschen!
    ------------------------------------------

    73, Alfred, OE5AKM

    PS: Bezieht sich auch auf die anscheinend üblich gewordene Löschung meiner Beiträge! ;)

  • Und hier schlägt sich dann eben auch die Alterstruktur nieder.. mal was anders machen, mal vom Pfad des bewährten abweichen, das undenkbare denken, oder einfach nur die Erfahrungen und Erkenntnisse der Alten schlicht zu ignorieren und es trotzdem zu versuchen, was bislang als nicht machbar galt... all das sind Eigenschaften, die man wohl ehe bei der Jugend sieht als bei den Rentnern..

    Im Alter greift man sehr gerne auf gemachte Erfahrungen zurück... rechnet hoch und beurteilt auf Grund der Lebenserfahrung... da wird dann deutlich mehr an Aktionen und Ideen vor der Ausführung verworfen, als es ohne diese Erfahrungen der Fall gewesen wäre...

    Ja, Olaf, im Prinzip einverstanden. Nur bei den "Alten" ..... es gibt offensichtlich "junge Alte" und "alte Alte". Man kann durchaus altes und bewährtes pflegen und komplett neu in neue Techniken einsteigen, zusammen mit der Jugend, sofern man keine Berührungsängste hat, die gleichen neuen Fehler macht und seinen "früher war es ..."-Sermon mal in der Schublade lassen. Dazu gehört auch stillschweigendes Wegsehen, wenn die "Jungen" einen Bock schießen, den man früher x-mal selber geschossen hat. Solange es keinen großen Schaden anrichtet, gehört das einfach zum Experiment

    .... und fast alle haben so gelernt, bis auf ein paar mit Heiligenschein, die früher auch schon alles besser wußten. Die sitzen heute dann in den sogenannten "Schnitzel-OVs", obwohl das ein blöder Ausdruck ist. Ich will am OV-Abend jedenfalls nicht verhungern und Gedankenaustausch macht i.d.R. auch durstig. Es gibt immer wieder so viel Neues zu entdecken, wo mir meine Erfahrungen nur wenig helfen, deshalb verstehe ich nicht, was Neugierde mit Alter zu tun haben soll.

    Den Gedanken wollte ich zur Ehrenrettung der Alten loswerden, nicht als Kritik. Sogar Alfred hat mit seinem Paul Wischiwaschi (o.ä.) Zitat sehr gut den Punkt getroffen. Ich muß für mich nur feststellen, daß ich leider bequemer geworden bin, aber weder uninteressiert noch verblödet (jedenfalls bemerke ich letzteres nicht :) ). Die Neugierde ist wohl fest eingebrannt.

    In einem Punkt hast Du natürlich 150+% recht: eine reine Knöpfe-Drücker Lizenz als Einstieg ist alles andere als eine Einladung zu (funk)technischen Experimenten.

    73 Peter

    ps vergessen: es gibt inzwischen sehr viele Newcomer im Rentenstand, die das Motto leben: "jetzt mache ich endlich mal das, was mich schon immer interessiert hat" und es zumindest bis zur E-Liz schaffen.

    Edited once, last by DB6ZH (May 12, 2017 at 4:07 PM).

  • Nachtrag: Ich glaube im Übrigen nicht, dass Paul Watzlawick über derart schlechte Rechtschreibkenntnisse verfügte! Ich habe das Zitat lediglich so übernommen, wie ich es im Internet vorfand.

    73, Alfred, OE5AKM

  • Paul Watzlawick:
    Wenn Du immer wieder das tust, was Du immer schon getan hast, dann wirst Du immer wieder das bekommen, was Du immer schon bekommen hast.
    Wenn Du etwas Anderes haben willst, musst Du etwas Anderes tun!
    Und wenn das, was Du tust, Dich nicht weiterbringt, dann tu etwas völlig Anderes, statt mehr vom gleichen Falschen!
    ------------------------------------------

    73, Alfred, OE5AKM

    PS: Bezieht sich auch auf die anscheinend üblich gewordene Löschung meiner Beiträge! ;)

    Na wäre ja toll wenn Du auch mal was anderes als Off-Topic oder das IP gedönst postest, hast ja schon genügend "prügel" diesbezüglich einstecken müssen, dazu passt der erste Satz Super :)
    Und wenn Du vielleicht verstehst, das das hier keine Linkbörse ist a`la ich fülle einen Thread mit 0 Inhalt aber 1000 mal dem gleichen Link, dann verstehst Du auch die Löschung dessen. Ein Forum lebt von Inhalten und nicht von 1000 gleichen Links...
    In diesem Sinne ein schönes Wochenende...

  • Mhm... also aus meiner Sicht hat der Amateurfunk weniger das Problem, dass immer wieder das falsche wiederholt wird und man deswegen auf der Stelle tritt als das Luxusproblem, dass sehr viele Probleme schon so optimal von anderen gelöst wurden, dass schlichtes Nachmachen von bewährten Lösungen wesentlich schneller zum Erfolg führt als das Abweichen von diesen.

    Die wirklich spannende Aufgabenstellung ist doch das Hinterfragen der bewährten Mainstreamlösungen geworden ... der berühmte Frage: Warum macht ihr das so? Erfährt all zu gerne die Antwort: Weil wir das schon immer so gemacht haben und es gut funktioniert... was durchaus die Summe der gemachten eigenen Erfahrungen entsprechen kann, aber eben auch die Behauptung beinhaltet: Besser als es ist, kannst Du es nicht machen... Das berühmte 'never chance a running system' eben.. und es sind meist die alten Hasen, die das gelassen aussprechen mit bestem Gewissen und dem Wunsch, den jungen Hüpfern Irrwege zu ersparen...

    Das irre Informationsangebot im WWW tut ein übriges dazu.. eine spontane Idee ist schnell ausgebremst, wenn man statt sie um zu setzen auf die gesammelte Lebenserfahrung des Webs zurückgreift.. Da macht es dann keinen Unterschied ob man durch eigene im Lauf der Afu Lebens angesammelte Erfahrungen oder durch Fremderfahrungen in seinem Hang, doch einfach eine Idee zu testen, ausgebremst wird. Es nichts falsches daran, sich erst schlau zu machen und dann los zu legen.. aber all zu oft legt man dann gar nicht mehr los und übernimmt allenfalls fremde Erfahrungen ungeprüft. Im Ergebnis nehmen eigene aktive Experimente immer weniger Raum ein ... oder - was mir immer wieder passiert - man verliert sich in Details und endet mit so vielen neuen Fragezeichen, dass man in dem angedachten Test keinerlei belastbaren Erkenntnisgewinn mehr vermutet...

    Hab mich die letzten 14 Tage kopfschüttelnt dabei beobachtet, eine VGR Antenne für 70cm zu basteln.... 'früher' wäre das in 1 Tag erledigt gewesen... ab zum Baumarkt, nehmen, was da ist, und das dann irgendwie so hinbiegen, dass es dem Bauvorschlag ähnelt ... per SWR Meter abgleichen und sich freuen, dass man was damit hört, wenn man auf dem Hügel das Ding auf den kurzen Mast stopft.. am Ende hätte neben der Bastellei hier früher also doch tatsächlich aktiver Funkbetrieb gestanden... Was mach ich stattdessen? .. Im Baumarkt angekommen, gibt es nicht den Rohrdurchmesser, den ich will... und schon nimmt das Elend seinen Lauf.. Simulationsprogramm anwerfen, mit anderem Rohrduchmesser optimieren... och nee.. die Hauptkeule im Diagramm sieht aber steil aus... das Ding taugt nur für Sat Funk :) ... und wenn es an den Mast muss, ist ne Yagi allemal besser..? ... neue Simulation und die Idee, ne HB9CV zu bauen... aber verdammt... im Baumarkt haben sie auch hier nicht den passenden Rohrdurchmesser... welchen Einfluß hat der noch gleich bei der HB9CV? .. und welchen Einfluß hat die Montageart der Elemente auf dem Boom auf die Elementlänge? ... -> könnte man ja messen, in dem man die Resonazfrequenz des betreffenden Elementes je nach Montage Art bestimmt ... aehm.. ja.. mit dem Dipmeter .. auf 70cm... nee... also mit dem Netzwerkanalysator .. aber wie ankoppeln., ohne was zu verfälschen.. klar.. möglichst lose und immer gleich.. aber wenn es nur um 1..3 mm geht, dann wird das ne ziemliche Luftnummer... was es dann auch war, denn die Position der Rückenlehne meines Stuhls hatte deutlich mehr Einfluss auf die Messung als die Montageform vermuten ließ.. Messen also nur im reflektionsfrei Raum sinnig.. (keine wirklich überraschende Erkenntnis, die hätte ich auch im WWW finden können ;) ..allerdings auch den Hinweis, dass das mit der Montage Art alles andere als trivial zu berechnen ist und man am besten genau nach bewährter Anleitung baut... ) Derartig präpariert hab ich nun keine Lust mehr, ne Antenne zusammen zu löten, die vielleicht nicht optimal ( -1 dB ? ... schreckliche Vorstellung...) funktioniert ... also durchaus was gelernt, aber eben nicht beim Amateurfunkbetrieb selbst...

    Früher ist man mit dem Bollerwagen und ner Autobatterie mit ner HB9CV Marke Schnellgebaut auf dem Notenständer gestellt auf den Haushügel rausgefahren... hat das Ding in der Gegend rumgeschwenkt und sich vielleicht dann am Kopf gekratzt, weil das beobachtet Verhalten nicht wie erwartet ausgefallen ist... da war man eben noch jung :)

    Und da sehe ich die Gefahr, wenn zu viel Lebenserfahrung auf zu wenig Jugend trifft... Amateurfunk überlebt eben auch nur, wenn noch Amateurfunk auf den Bändern statt findet... man also aktiv experimentiert und dann darüber sich austauscht... Gefährlich wird es immer dann, wenn man sich nur noch austauscht und darüber das praktische eigene Experiment verwirft. Die optimale Mischung muss hier natürlich das Ziel sein aber es reicht nicht, nur neugierig zu bleiben... man muss auch die Neugierde durch eigene Experimente und aktive Aktionen versuchen zu stillen erst dann wird es gelebter Amateurfunk..... statt dem berühmten 'das kann nicht gehen...' ein ' ich guck mal, ob das nicht doch geht' ... erst die Aktion, dann die Diskussion über das beobachtet Ergebnis :)

    Was Afu gar nicht verträgt, ist die Reduktion auf Telefonersatz oder das Einfrieren von einmal selbst erklärten Stationsständen, auch sind wir kein Rundfunkdienst oder auf Augenhöhe mit 'sendenden' Flurlampen.. oder vorgeschobener Marktbeobachter in der Fläche der Bundesnetzagentur.

    Afu überlebt nur dann, wenn Afu auch statt findet.. und was kann motivierender sein, als die eigenen Ideen um zu setzten und aus zu werten oder gar darüber mit Gleichgesinnten zu fachsimpeln?

    73 de Olaf / DL5YBZ